Lassen Sie uns wieder über's Atmen sprechen

In meinem April-Artikel ging es diesmal rund ums Thema Atmen. Wie atme ich richtig? Was passiert beim oberflächlichen Atmen? 

 

Via Mail wurden mir wieder viele Fragen gestellt. Einige habe ich schon direkt beantwortet. Die wichtigsten habe ich mit meinem Mai-Artikel im Licher Wochenblatt beanwortet. Für alle, die diese Zeitung nicht lesen, hier noch mal der abgedruckte Text:

 

Mit Ihrem Artikel haben Sie bei mir ins Schwarze getroffen. Ich atme viel zu oberflächlich.

Anders bekomme ich es aber im stressigen Alltag nicht hin. Gibt's einen Trick?

Die meisten Menschen atmen inzwischen nur noch flach in den Brustkorb, besonders, wenn

berufliche oder private Stressoren drücken. Die flache Atmung regt im vegetativen Nervensystem

den Sympathikus an und aktiviert im Körper das uralte Kampf- oder Flucht-Programm. Dazu wird

ein ganzes Paket Hormone ausgeschüttet. Vor mehreren Tausend Jahren wurden diese Hormone

durch Kampf oder Flucht abgebaut, der Parasympathikus aktiviert und der Mensch wurde ruhig.

Heute bleibt der Mensch am Schreibtisch sitzen und ist ständig hormonell überaktiviert. Lang

anhaltender Stress, der auch mit einem abendlichen Bewegungsprogramm nicht abgefangen

wird, weil man zur Entspannung ja gerne vor den Fernseher geht, stört z. B. den Cortisol-

Haushalt. Schlimmstenfalls stellt er die Produktion des Hormons ganz ein - ein Burn-out kann die

Folge sein. 2 x täglich für etwa 10 min. Atemübungen können schon viel bewirken. Am besten

verbinden Sie diese mit einem schon bestehenden Ritual. Nehmen Sie sich doch einfach mal vor,

während des morgendlichen Zeitungslesens ganz bewusst zu atmen. Bald entsteht vielleicht ein

Automatismus, der ihnen bei der Regulierung von Stress sicher hilft.

 

Ich bekomme die tiefe Bauchatmung irgendwie nicht hin. Vielleicht gibt es Übungen, die Sie verraten?

Atem-Übung 1:

Aufrecht hinsetzen oder -stellen. Augen schließen. Beide Handflächen auf den Bauch legen und

beim Einatmen in den Bauch in Ihrer Vorstellung die Hände wegdrücken. Durch die Nase

einatmen, durch den Mund aus.

Wenn diese leicht durchführbar ist, wechseln Sie zur

Atem-Übung 2:

Tiefe Bauchatmung in sitzender oder stehender Position. 4 Sekunden einatmen, 8 Sekunden

ausatmen.

Atem-Übung 3:

„Fortgeschrittenere Atmer“ können ihre Atemübungen dann irgendwann auch mit Dehn- und

Mobilitätsübungen kombinieren. Beide Übungen profitieren von einander.

Dehnung Hüftbeuger im Kniestand mit Atmung

Seitliche Kniebeuge mit Atmung

Arm-Gleiten an der Wand mit Atmung

Mobilisation der BWS mit Atmung

Als ich Ihren Artikel gelesen habe, ist mir eingefallen, dass ich in den letzten Wochen öfter

schon gegen 4 Uhr aufwache und oberflächlich atme. Früher ist mir das nicht aufgefallen.

Haben Sie eine Idee?

Einige meiner Klientinnen haben unabhängig voneinander davon berichtet, zeitige als noch vor

Jahren aufzuwachen und dann kein Auge mehr zuzutun. Spaßeshalber war die „senile Bettflucht“

eine Vermutung. Die Ursache kann das Hormon Cortisol sein, das bei vielen früh ab etwa 4 Uhr zu

steigen beginnt. Cortisol bereitet den Körper auf Aktivität vor. Bei Frauen in den Wechseljahren ist

das spürbarer als in den Jahren davor. Auch hier kann die regulierende Atmung der o.g. Übung 2

hilfreich sein und man schläft schnell wieder ein.